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Physikalische Therapie bei Plantarfasciitis

Synonyme
Plantarer/medialer Fersenschmerz mit/ohne Fersensporn, Calcaneodynie, Calcaneale Periostitis

ICD-10:
M72.2 plantar fascial fibromatosis, plantar fascitis

Ätiologie

  • Übergewicht Überlastung / Fehlbelastung
  • Verlust des Längsgewölbes
  • eingeschränkte Dorsiflexion
  • Trainingsfehler, z. B. übermäßige Zunahme der Distanz und/oder Dauer und/oder Geschwindigkeit (Ferse absorbiert 110 % des Körpergewichtes beim Laufen und bis zu 200 % beim Sprinten)
  • stehende Berufe
  • Bursitis / Irritation am Ansatz der Plantaraponeurose
  • periostale Reizung

Symptome

  • schleichender Beginn der Schmerzsymptomatik
  • typische Schmerzlokalisation: Tub. med. calcanei, gelegentliche Ausstrahlung nach lateral oder distal
  • Anlaufschmerz
  • wechselnde Intensität, meist einseitig, 20 - 30 % beidseitig
  • Schmerz wird mit Bewegung besser, jedoch schlechter in Ruhe am Ende des Tages

Apparative Diagnostik

Ultraschall, Röntgen, MRT, EMG (bei Verdacht auf Nervenkompression), Knochenszintigrafie

Differentialdiagnosen

Plantar

  • Fat Pad Syndrome
  • Calcaneale Periostitis
  • Kompression des Nervenastes zum M. abductor digiti quinti (selten)
  • Sever's Disease
  • Ruptur der Plantaraponeurose

Medial

  • Tarsaltunnelsyndrom
  • Jogger's Foot (mediale plantare Neurapraxie)
  • Pathologie der posterioren tibialen Sehne (Insuffizienz, Tenosynovitis, Ruptur)
  • mediale calcaneale Neuritis (selten)

Lateral

  • Peronealsehnenpathologie (Tendinitis, Ruptur)
  • Baxter Neuropathie
  • Retrocalcaneale Bursitis
  • Haglund Deformität / Calcaneale Exostose
  • Achillodynie (Tendinitis, Tendinopathie, partiale Ruptur, komplette Ruptur)
  • Kalkaneusfrakturen (traumatisch, Stress)
  • Kompartmentsyndrom
  • Plantarvenenthrombose
  • Systemische Erkrankungen (SLW, RA, Spondylarthritis, Gicht)
  • Radikuläre Symptomatik

Physikalische Therapie:

Level A Evidenz:

  • Schuheinlagen verbessern Schmerz und Funktion (nach 3 Monaten)

Level B Evidenz:

  • Dehnung der Wadenmuskulatur 2 - 3 x / Tag 
    • 3 min gehalten bei starker Verkürzung (= Knie-Wand Abstand < 8 cm)
    • für 20 Sekunden intermittierend (bei mäßiger Verkürzung)
  • Dorsalextensions-Nachtschiene wenn Symptome mehr als 6 Monate persistieren
  • Iontophorese mit 0,4 % Dexamethason

Level C Evidenz:

  • Myofasziale Triggerpunkttherapie
  • Manuelle Therapie mit Nervenmobilisation
  • Tape: rigide oder Kinesiotape
  • Eigenübungen 
  • therapeutischer Ultraschall
  • Infiltration: Botox im Bereich des Triceps surae, Eigenblut (Platelets rich plasma)
  • NSAR
  • Strahlentherapie
  • Stoßwellentherapie
    die ESWT ist eine durch den entsprechend qualifizierten Arzt persönlich zu erbringende Leistung; effektiv bei 60 - 80 % der Patienten

    Indikation: Symptomatik > 12 Wochen, Indikationsstellung durch den fachkundigen Arzt
    Kontraindikationen: maligner Tumor im Fokus, lokale Osteomyelitis im Fokus, Hämophilie, Koagulopathie, offene Wachstumsfuge

    Vor der Therapie:
    differenzierte und dokumentierte Aufklärung und Information des/der Patienten/in
    (knöcherner Sporn persistiert, Wirkungseintritt nach Wochen)

    Durchführung der Therapie:
    bis zu 5 Behandlungen, Behandlungsintervall 1 - 2 Wochen
    keine Lokalanästhesie, ggf. Kryotherapie
    Koppelmedium: Ultraschallgel
    Ortung: Fokussierung entsprechend Feedback des Patienten, gesamte Plantar pedis, Triggerpunkte der intrinsischen Fußmuskulatur mittels ESWT mitbehandeln

    Stoßwellenmodus:
    >     fokussiert:
           EFD: 0,08 - 0,35 mJ/mm² (schmerzadaptiertes Aufdosieren)
           Frequenz: bis 5 Hz
           Impulse: 1500 - 2000 / Sitzung

    >     radial:
           Druckstärke 2 - 4 bar (schmerzadaptiertes Aufdosieren)
           Frequenz: bis max. 10 Hz
           Impulse: 2000 - 3000 / Sitzung

Operative Therapie:

  • Anbohrung
  • Kalkaneusosteotomie
  • Neurolyse (N. plant. med.)
  • Neurektomie des N. plant. med. / Rr. calcanei Osteotomie des Spornes (offen / endoskopisch)
  • Plantarfaszienrelease (offen / endoskopisch)

Behandlungsplan:

A: Erstbehandlung

Erfassung der Problematik, Fehlstellung, Überlastung
Röntgen bzw. MRT zum Ausschluss einer Stressfraktur und anderer Pathologien (MRT zum Ausschluss einer Stressfraktur zielführender)
NSAID
Fersenweichbettung oder Einlagen
Dehnübungen als Heimübungsprogramm
Tapen, ggf. Nachtschiene

B: keine Verbesserung nach 4 - 6 Wochen

Physiotherapie mit manueller Behandlung / Dehnung der plantaren Faszie und Achillessehne
Individuell angefertigte Schuheinlagen
Stoßwellentherapie

C: persistierende Symptome trotz der Maßnahmen bei A und B

Bei leichter Verbesserung Weiterführung der Therapie.
Keine Verbesserung > MRI zum Ausschluss von anderen Pathologien.
Chirurgie.

Sportfähigkeit:

Einhalten der individuellen Belastungslimitierungen: Schmerz im Fersenbereich führt zu einer Veränderung des Gangbildes und damit Veränderung des Abrollmechanismus mit potentieller Mehrbelastung des Mittel- und Vorfußes. Ganganalyse um die Fehlbelastung zu identifizieren und auszugleichen sinnvoll, insbesondere bei Laufsportarten. 



Dies ist eine Rahmenplanung der Behandlung, die den individuellen Gegebenheiten der/des PatientIn angepasst wird.