Ungefähr fünfzig Prozent der Knochentumore sind als gutartig (benigne) anzusehen. Selten können auch gutartige Knochentumore vor Ort wieder auftreten (Lokalrezidiv) oder zu Tochtergeschwülsten (Metastasen) führen.
Aufgrund der Zusammensetzung werden Knochenzysten, fibröse Dysplasien, fibröse Kortikalisdefekte und Ganglien als Tumor ähnliche Läsionen bezeichnet. Bei den Behandlungsmöglichkeiten konnten hier in den letzten Jahren entscheidende technische Verbesserungen erzielt werden. Die Orthopädie Innsbruck behandelt operativ mehr als 100 Knochentumore im Jahr. Alle Patienten mit Knochentumore werden von einem interdisziplinärem Tumorboard bestehend aus Orthopäden, Plastischen Chirurgen, Onkologen, Radiologen, Pädiatern und Pathologen besprochen und die Behandlung für diese Patienten dort festgelegt.
Beschwerdebild bei gutartigen Knochentumoren
Viele dieser gutartigen Knochentumore sind meist asymptomatische Zufallsbefunde, die weder eine Behandlung oder eine Kontrolle benötigen, wie zum Beispiel das Osteom. Das Osteom ist eine Verdichtung der Knochensubstanz und tritt vorwiegend im Bereich des Stamm- und Extremitätenskeletts (Arme und Beine) auf.
Patienten mit Osteoidosteom (10 % aller gutartigen Knochentumore) haben typischerweise Schmerzen in der Nacht, die sich auf Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten wie Aspirin bessern.
Mit mehr als 40 % sind Kartilaginäre Exostosen die häufigsten gutartigen Knochentumore. Sie entstehen oft im Bereich der Wachstumsfuge und wachsen verdrängend in das umliegende Weichteilgewebe. Obwohl die meisten Exostosen keine Beschwerden verursachen, kann es durch das verdrängende Wachstum zu einer sichtbaren und tastbaren Tumorbildung mit Entstehung von schmerzhaften Schleimbeuteln (Bursen) kommen. In Extremfällen können auch umliegende Gefäße und Nerven eingeklemmt werden und dadurch Lähmungen oder Durchblutungsstörungen entstehen.
Das Enchondrom im Bereich der Finger, die juvenile und aneurysmatische Knochenzyste höhlen den Knochen durch ihr Wachstum aus und können Knochenbrüche verursachen. Die meisten Enchondrome oder Chondrome sind allerdings nicht bruchgefährdend und müssen nur kontrolliert werden.
Riesenzelltumore, Chondromyoidfibrome und Chondroblastome können aufgrund ihrer Lage zu einer lokalen Entzündung im Gelenk (Arthritis) oder sogar zur Destruktion eines Knochens oder Gelenks führen.
Die Fibröse Dysplasie kann zu Verformungen und Achsfehlstellungen der Knochen führen, während der Fibröse Kortikalisdefekt, meist ein Zufallsbefund, keinerlei Beschwerden verursacht.
Abklärung von gutartigen Knochentumoren
Nach der klinischen Untersuchung des Patienten ist es immer notwendig ein Röntgenbild zu machen. Meistens wird noch eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. Dann wird entschieden ob noch eine Gewebeprobe (Biopsie) gewonnen wird. Die Skelettszintigrafie oder zum Teil auch die Positronenemissionstomografie (PET) wird zur Abgrenzung von bösartigen Tumoren oder zum Ausschluss weiterer Herde eingesetzt.
Behandlung von gutartigen Knochentumoren
Sehr viele der gutartigen Knochentumore bedürfen keiner weiteren Behandlung oder Kontrolle. Aber es gibt gutartige Knochentumore, die unbehandelt zu Schmerzen, erheblichen Knochenveränderungen wie Brüchen, Destruktionen oder Achsenfehlstellungen führen können. Beim Osteoidosteom und bei der aneurysmatischen Knochenzyste wird bei einigen Patienten eine CT gezielte Behandlung des Tumors durchgeführt. Dies hängt von der Ausdehnung des Tumors ab. Die meisten gutartigen Knochentumore müssen operativ behandelt werden. Hier reicht es oft aus eine Entfernung und Auffüllung mit Spenderknochen durchzuführen. Selten muss auch bei gutartigen Tumoren eine Verplattung, Verschraubung oder eine Tumorendoprothese verwendet werden.
Entartungsrisiko von gutartigen Knochentumoren
Chondroblastom und Riesenezelltumor (10 %) haben ein Risiko Tochtergeschwülste (Metastasen) auszubilden. Bile der gutartigen Knochentumore, wie der Riesenzelltumor (10-15 %), Osteoblastom (10 %), Chondroblastom (10-15 %), Chondromyxoidfibrom (10-15 %) und die aneurysmatische Knochenzyste (10 %) haben trotz erfolgreicher operativer Behandlung ein hohes Risiko sich an gleicher Stelle wieder zu bilden (Lokalrezidiv). Ein Entartungsrisiko besteht vor allem wenn die Tumore rezidivierend, oder der gleiche Tumor am ganzen Körper öfters auftritt (multiples Auftreten). Multiple Enchondrome haben ein Entartungsrisiko von 20 %, multiple kartilaginäre Exostosen von 10 %. Dieses Erkrankungsmuster ist allerdings sehr selten.